Experten aus Österreich erstellen Risikoanalyse mit innovativen
Methoden
Buenos Aires (AR)/Wals by Salzburg (AT), 5. März 2018. Ein
Expertenteam von Geoconsult und Georesearch aus Österreich hat Ende Januar 2018
in Buenos Aires eine umfangreiche Studie mit Risikoanalyse für die
Bahninfrastruktur in den argentinisch-chilenischen Anden und insbesondere für
die argentinische Strecke des “Tren a las Nubes” vorgestellt. Damit liefern die
weltweit anerkannten Spezialisten eine fundierte Datengrundlage für zukünftige
Investitionen in Argentiniens schienengebundene Infrastruktur und tragen einen
wichtigen Teil zur wirtschaftlichen Entwicklung und Verbesserung der
Lebensbedingungen der nordwestlichsten Region Argentiniens bei.
Die besondere Herausforderung war, innerhalb kurzer Zeit ein Gebiet von
etwa 10.000 km² mit extremem Klima und großer Höhenlage zu erfassen. Dazu wurde
ein zweistufiger Prozess entwickelt, in dem in der ersten Stufe unter Anwendung
von Fernerkundungsdaten (d.h. Satellitenaufnahmen) und Experten-Workshops vor
Ort „hot-spots“ detektiert wurden, für die dann eine erste Risikoanalyse erstellt
wurde. In einer zweiten Stufe wurden diese Punkte dann im Gelände verifiziert
und unter Verwendung innovativer Drohnenbefliegung quantifiziert. Mit den Daten
aus dem Infrastrukturbestand, der Naturgefahren- und Risikosituation sowie den
spezifischen Logistikanforderungen wurden Fahrplanmodelle erarbeitet und so
eine jährliche Gesamttransportkapazität abgeleitet.
Österreichs Ingenieure sind weltweit anerkannt als Fachleute bei der
Verbesserung und Optimierung von Bahnstrecken in schwierigem Gelände, das nicht
nur im Alpenraum. Aus diesem Grund wurde die Studie auch vom Austria Wirtschaftsservice
gefördert. Die Spezialisten von Geoconsult und Georesearch aus Wals bei
Salzburg (Österreich) haben eine Risikoanalyse für den “Tren a las Nubes” (Zug
in die Wolken) aufgestellt, die sie mit innovativen Ansätzen innerhalb
kürzester Zeit hochpräzise erarbeitet haben. Bisher bestand die Risiko- und
Gefahrenbeurteilung einer linienhaften Infrastruktur daraus, Kilometer um
Kilometer vor Ort abzuwandern und das Gelände zu kartieren, um daraus zahlreiche
Modellierungen und Risikoanalyse-Ansätze zu entwickeln. Die Bewertung der rd. 570
km langen argentinischen Trasse von Salta bis Socompa (an der chilenischen Grenze)
der Bahnverbindung nach Antofagasta in die Nordregion Chiles am Pazifischen
Ozean hätte früher allein für den Geländeeinsatz mehr als sechs Monate erfordert.
Durch die Verwendung moderner Methoden, wie z.B. dem Einsatz von Drohnen, konnte
der Geländeeinsatz auf unter ein Monat reduziert werden bei gleichzeitig
höherer Aussagekraft und deutlich geringeren Kosten für die Erhebung.
Zug in die Wolken
Die Bahnstrecke von Salta (Argentinien) nach Antofagasta (Chile) wurde
1949 nach 27jähriger Bauzeit vollständig in Betrieb genommen. Die Bahnstrecke
passiert dabei insgesamt 29 Brücken, 21 Tunnel, 13 Viadukte, 2 Kehrschleifen, 2
Spitzkehren und 21 Stationen. Sie quert mehrere Salzwüsten, klettert auf eine
Höhe von über 4.400 m, und ist teils von extremen Wettereinflüssen
beeinträchtigt. Auf einem Teilstück verkehrt der weltbekannte touristische Zug
„Tren a las Nubes“ unter anderem über das höchste Viadukt Südamerikas, dem
Viaducto Polvorilla.
Herausforderung Natur
Die weitläufigen und exponierten Gebirgsrücken der Anden stellen große
Herausforderungen an die Planung, den Bau, die Erhaltung und den Betrieb der
Verkehrsinfrastruktur. Bisher werden Straßen als Haupttransportrouten zwischen
Argentinien und Chile genutzt, die allerdings oft in schlechtem Zustand sind
und meist nur ein Teil des Jahres passierbar sind.
Die Studie zeigt das Potenzial entlang dieser möglichen Transportachse,
der einzigen zwischen Argentinien und Chile noch in Betrieb befindlichen
Bahnstrecke. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund der Rohstoffvorkommen von
größter Bedeutung.
Innovative Analysemethode
Angewendet wurden ganzheitliche, interdisziplinäre Methoden, um auf
Basis von Satellitendaten die Naturgefahren im gesamten Trassenraum zu
analysieren und gleichzeitig über die Erhebung des technischen Zustandes der
Bahntrasse Verfügbarkeiten abzuleiten. Unter Festlegung stufenweiser
Verbesserungsmöglichkeiten und maßgeschneiderter Konzepte für die Logistik und
den Güterumschlag konnten schlüssig jährliche Transportkapazitäten abgeleitet
werden.
Wegen der extremen topografischen Lage ist die umfassende Analyse der
Naturgefahren und Risiken eine wichtige Entscheidungsgrundlage für den
Betreiber der Bahn, um die richtigen Erhaltungsmaßnahmen in Zukunft
durchzuführen. Besonders gefordert waren die österreichischen Spezialisten
durch die Größe des Untersuchungsgebietes von über 10.000 km2, die
schlechte Qualität der vorhandenen Basisdaten und dem sehr kurzen
Gesamt-Bearbeitungszeitraum von weniger als sechs Monaten.
Potenzial für Bahntransport riesig
Betrachtet wurden die wirtschaftsgeografischen Rahmenbedingungen in der
Region mit dem Ergebnis, dass ein enormes Potenzial an bahnaffinen
Transportgütern einem sehr geringen Anteil an Bahntransporten aus vor allem
strukturellen Gründen gegenüber steht. Die Logistikströme sind hochgradig
ineffizient durch fehlende Logistikknoten, nicht abgestimmte Beladungszyklen,
eine schlechte Verkehrsinfrastruktur, fehlende multimodale Verknüpfungen und
unzulängliche Lagerhaltung. Daraus entstehen Transportunsicherheiten,
Zusatzkosten und Limitierungen in der Produktionskapazität. Gründe, die die
wirtschaftliche Entwicklung einer Region nachteilig beeinflussen. Die Experten
von Geoconsult und Georesearch, mit ihren Partnern STL-Solutions for Transport
& Logistics und Planum (beide Graz, Österreich) empfehlen den stufenweisen Ausbau
der Bestandsstrecke sowie die Anordnung von multimodalen Güterumschlagzentren, um
die Region wirtschaftlich zu stabilisieren.
Die Befahrung der gesamten Bahnstrecke ergab, dass sich die ursprünglich
auf intensiven Verkehr ausgelegte Bahninfrastruktur in einem betriebssicheren
Zustand befindet. Für die Erhöhung der jetzigen Kapazitäten wurden aber eine
ganze Reihe baulicher Sofort- und Ausbaumaßnahmen empfohlen.
Risikoreduktion für die Bahn
Um die Naturgefahren und –risiken einschätzen zu können, setzten die
Experten eine zweistufige Analysemethode ein. Auf Basis einer Einschätzung aus
Satellitendaten, einer ersten Geländebefahrung mit Experteninterviews vor Ort
wurden 94 Risikobereiche detektiert und nach Gefahrentyp, Intensität,
Wiederkehrzeit und Auswirkung sortiert und die daraus resultierenden Risiken
analysiert. Durch den Einsatz von Drohnen wurden diese Punkte detailliert
beflogen und neue Geländedaten erstellt, die Risikoanalyse wurde mit diesen
detaillierten Daten nachgeführt. Rund 25 % aller Risiken wurden als hoch
bewertet. Um diese Risikobereiche aufzulösen, wurden geeignete technische und
organisatorische Maßnahmen vorgeschlagen. Die Machbarkeitsstudie konnte Ende
Januar 2018 im österreichischen Aussenwirtschaftscenter in
Buenos Aires einer Delegation von Mitgliedern der argentinischen Ministerien
für Bergbau und Verkehr sowie der argentinischen Eisenbahnen präsentiert werden.
Die Geoconsult-Gruppe
Geoconsult ist ein privates und unabhängiges
Ingenieurunternehmen, welches weltweit Behörden und Firmen
Ingenieurdienstleistungen anbietet.
Erbracht werden Leistungen aus Hoch- und Tiefbau,
Geotechnik, Boden- und Felsmechanik, Geologie, Hydrogeologie, Geo-Informationswissenschaften,
Vermessung, Umwelt, Bergbau und Elektrotechnik. Es werden sämtliche
Entwicklungsschritte der Ingenieurprojekte von ersten Studien und Erkundungskonzepten
über alle Planungsphasen bis hin zur baubegleitenden Leistung, Prüfung und Beratung
bearbeitet.
Geoconsult unterhält
Niederlassungen in Europa, Asien und Lateinamerika.
Weitere Informationen unter
www.geoconsult.eu
Für die argentinische Bahnstrecke
des „Tren a las Nubes“ von Salta
nach
Socompa erstellte Geoconsult mit
Partnern eine Machbarkeitsstudie und
Risikoanalyse (Quelle: Wikipedia)
| Nach
rd. 27 Jahren Bauzeit wurde 1949 der Betrieb auf der rd. 780 km langen Bahnstrecke über die Anden vom argentinischen Salta bis zum chilenischen Antofagasta aufgenommen |
Die
Risikoanalyse der Experten von Geoconsult bewertet die Naturgefahren für Argentiniens „Zug in die Wolken“ |
Die Machbarkeitsstudie und
Risikoanalyse der Geoconsult-Fachleute
liefert umfangreiches Datenmaterial für
Investitionen in die schienengebundene
Infrastruktur, um die wirtschaftliche
Entwicklung und die Lebensbedingungen
der
nordwestlichsten Region Argentiniens
deutlich zu verbessern
|
Die Experten von Geoconsult beim
Geländeeinsatz mit dem Tren a las
Nubes, dem Zug in die Wolken
| Das
Viaducto Polvorilla, eine 223 m lange Stahlgerüstbrücke, ist mit 63 m das höchste Viadukt Südamerikas |
No hay comentarios:
Publicar un comentario